- Einen spezifischen Zugang zur Arbeit mit Systemen (Prozess- und Kontextknowhow),
- ein ausgeklügeltes Knowhow für den Umgang mit einer großen Zahl von Menschen und
- spezielle Methoden bzw. Verfahrensschritte, um das alles zu bewerkstelligen.
Dahinter liegt eine je nach Ansatz und Methode leicht variierende Philosophie, also eine grundsätzliche Herangehensweise an Menschen und Organisationen.(die im übrigen mit dem systemischen Ansatz gut kompatibel ist). Darüber mehr in einem der nächsten Newsletter.
Bei Großgruppenarbeit denkt man schnell an die "großen Kisten", Veranstaltungen und Projekte, bei denen im großen Stil alles neu gemacht werden soll. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich aber ein differenzierteres Bild der Einsatzmöglichkeiten.
Der methodische Werkzeugkasten lässt sich auch für kleinere Gruppen nützen, das Knowhow für "Viele" auch in Veranstaltungen, die keinen besonderen Veränderungsanspruch haben, das Prozessknowhow wiederum für Projekte, bei denen nur ausnahmsweise große Gruppen zusammenkommen.
Allerdings bringt erst die Verknüpfung aller Komponenten, also Kontext + Veränderungsziel + große Zahl + Methodenset die vollen Möglichkeiten der Großgruppenarbeit zum Tragen.
Hier finden Sie Beispiele für untypische Anwendungen:
Kurzveranstaltungen und Präsentationen
Bei diesen Anwendungen geht es meistens darum, unter den Bedingungen "viele Menschen und wenig Zeit", einen eng umgrenzten Dialograum zu schaffen. In vielen Fällen sind diese Veranstaltungen in einen größeren Prozess eingebettet (Vorweg zur Information, zwischendurch für das Roll-out bzw. als Feedbackschleife und als Abschlussveranstaltung).
Methodisch wird ein Setting ähnlich dem "Open Forum" in RTSC - Konferenzen aufgebaut: Die Teilnehmer sitzen in Sessel- oder Tischkreisen, der Ablauf folgt dem Rhythmus Präsentation - Verarbeitung in den Kreisen - Feedback - Beantwortung. Der Zeitaufwand ist zwar bedeutend höher als bei Nur-Präsentation, aber die "Haftwirkung" und die "Motivationswirkung" ist entscheidend größer.
Symposien und Kongresse
Klassische Kongresse und ähnliches. leiden oft an Promishow, Kopflastigkeit und an Einwegkommunikation, mit der damit verbundenen energetischen Auszehrung der Teilnehmer. Für Veranstaltungen, die aus gutem Grund eine mehr traditionelle Ausrichtung brauchen, gilt ähnliches wie für Kurzveranstaltungen: Mit relativ geringem Aufwand kann das Setting kommunikativ enorm angereichert werden. Voraussetzung dafür: Die starren Sitzreihen müssen hinaus. Open Space ist vielen Fällen eine tolle Alternative zu klassischen Kongressdesigns mit High Learning und High Spirit. Bei kluger Einbettung eignet sich Open Space auch für den Abschlusstag (die Fotogeschichte von Würzburg zeigt ein schönes Beispiel dafür).
Auftaktveranstaltungen
Wenn in großen Organisationen ein Vorhaben auf Schiene gestellt werden soll, bei dem die Information, Mitarbeit am Projekt oder auch das Engagement zur Umsetzung vieler Mitarbeiter wichtig ist, bieten sich Auftaktveranstaltungen an. In diesem Stadium ist manches schon festgelegt aber vieles noch offen. Von der sachlichen Seite her gesehen spannt sich der Bogen über die Fragen "Was war? Was ist? Was kommt?" auf. Emotional geht es vorwiegend um "Interesse wecken" bzw. "um Beteiligung werben" (mobilisieren). Interessanterweise wird gerade der emotionale Aspekt oft viel zuwenig beachtet: die Projektplaner stecken voller Pläne und Gedanken zur Sache und übersehen, dass es darauf ankommt die Herzen der Menschen zu gewinnen..
Klausuren und Workshops
Bei Workshops auch mit 10 - 20 Personen kann ein variierter Ablauf der Zukunftskonferenz nützlich sein, sofern sich "das ganze System" im Raum befindet (also Vertreter unterschiedlicher Anspruchsgruppen) und die Aufgabenstellung systemübergreifend und zukunftsorientiert ist. Ein wichtiges methodisches Teilelement dabei ist der sogenannte "Visionierungsschritt", also die gemeinsame Ausrichtung auf ein Zukunftsbild, bei dem die angestrebte Lösung gedanklich schon realisiert ist.
Eine andere, inzwischen äußerst erprobte Variante (für Gruppen von 10 - 50 Personen): Ein "großgruppig" strukturierter Start zur Einstimmung, Exploration der Ausgangssituation, Schaffung gemeinsamer Grundlagen und Bestimmung der Ausrichtung. Danach ein mindestens 1-tägiger Open Space zur Vertiefung und Erarbeitung von Umsetzungsschritten. Dabei zeigen sich oft erstaunliche teambildende Wirkungen, ohne dass am "Team" explizit gearbeitet worden wäre.
Teamklausuren werden durch AI-Interviews mit anschließender Verdichtung sehr bereichert. Der Schwenk der Blickrichtung von der Problemorientierung hin zu den verfügbaren Ressourcen, ist in vielen Fällen sehr anregend und hilfreich.
Trainings
Der Grundsatz "Das ganze (Seminar)System in einem Raum" funktioniert auch in vielen Trainings erstaunlich gut. Die Gruppenarbeiten der Teilnehmer finden nicht mehr irgendwo statt, sondern in spontanen Murmelgruppen im Raum oder auch an bereitstehenden kleinen Tischen. Wie in einer Zukunftskonferenz bleibt die Dichte der Arbeitsatmosphäre erhalten. Die Aufgabenstellung bleibt sichtbar und es macht tatsächlich einen Unterschied, ob man die anderen Gruppen auch gleichzeitig arbeiten sieht. Was es braucht: ausreichend Platz und im Idealfall für jede Gruppe eine Pinnwand oder ein Flipchart.
Vom Methodischen her gesehen lassen sich in Trainings am besten Elemente aus AI (eher zu Beginn) und Mini - Open Spaces (eher gegen Ende als Transfer) einbauen.
Bei allen "untypischen" Anwendungen kombiniert sich das Knowhow der Großgruppenarbeit mit profunder klassischer Präsentations-, Moderations- bzw. Trainingsarbeit