Anleitung zum Scheitern einer Großveranstaltung


Bild13.jpg Was Sie als Auftraggeber für einen Misserfolg tun können.


Ein Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie wären Auftraggeber einer Großveranstaltung und hätten aus irgendwelchen Gründen die feste Absicht diese Veranstaltung scheitern zu lassen.


­­­­­­­­Hier finden Sie Tipps und Tricks wie Sie das am besten bewerkstelligen können. Manche der Tricks entfalten ihre beste Wirkung vor einer Veranstaltung, manche während der Veranstaltung manche erst nach und nach. Wenn es Ihnen gelingt mehrere Tricks zu kombinieren: umso besser für die Nachhaltigkeit. Allerdings gibt es keine Erfolgsgarantie: wenn die Latte schon ziemlich tief liegt, kann auch gefinkeltes Vorgehen kaum mehr eine Verschlechterung bringen.
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Zeitdruck erzeugen:

Die Großveranstaltung muss unbedingt sofort stattfinden, am besten in den nächsten vier Wochen, Sie haben großen Handlungsbedarf.. Sie wissen zwar, dass das nicht ohne weiteres erfüllbar sein wird, aber was sein muss, muss sein. Sie erwarten einfach eine gewisse Anstrengung, ihre hohen Ansprüche sind allen bekannt. Und falls es wider Erwarten mit der Veranstaltung doch zu klappen droht, haben Sie als Ausweg immer noch die "Terminverschiebung" zur Hand. (siehe dort). Ein guter Grund wird Ihnen schon einfallen. An Ihnen hat es jedenfalls nicht gelegen.

Der Stein der Weisen

Schon seit Jahren haben Sie nach einem Weg gesucht, wie Sie in kurzer Zeit Zunder in Ihre Truppe bringen können. Eine Großgruppe kommt Ihnen da gerade recht. Und für 2, 3 Tage ist Ihnen auch nichts zu teuer, da muss so richtig die Post abgehen. Wenn die Energie und die Begeisterung nur groß genug sind, wird sich alles andere weisen. Nur keine Sorgen auf Vorschuss.

Die Latte hoch legen

Zeit ist Geld, besonders in der heutigen Zeit. Rasch handeln war immer eine Stärke des Unternehmens. Es stehen viele wichtige Themen an und es wäre doch eine Vergeudung, wenn man die Gelegenheit, dass einmal alle beisammen sind nicht nützt. Überhaupt sollten die Leute nicht soviel herumreden und um teures Geld tagelang herumsitzen. Bringen wir eins nach dem anderen an die Mitarbeiter heran, dann haben wir unsere To-do-Liste rasch durch. Ein Tag muss wirklich genug sein!

Den Blick entschlossen nach vorne

In der letzten Zeit waren drastische Maßnahmen nötig und Sie haben entschlossen durchgegriffen. Geschehen ist geschehen - und jetzt nimmt das Schiff wieder Fahrt auf. Nur keine schlafenden Hunde wecken, nur nichts anrühren und aufwühlen, es war mühsam genug, die Wogen zu glätten. Eine Konferenz ist keine Psychostunde, sondern es geht um harte Arbeit. Wenn jemand etwas zu bewältigen hat, kann er das privat tun. Wer da noch zögert und mault, kann sich gleich mit dem Beiboot absetzen lassen. Es gibt viel zu tun, lass es uns anpacken!

Kurzfristige Absage oder noch besser - Terminverschiebung

Ein ultimativer Trick, der immer greift, wenn sich wider Erwarten im Vorfeld ein Erfolg abzeichnet. Ein fast perfekter Grund wäre zum Beispiel: "Strategische Entscheidungen, die im Unternehmen anstehen", am Besten nur vage angedeutet. Möglichst kurzfristige Terminverschiebungen haben den Charme eines Coitus Interruptus: Die Energie ist bereits hoch, die Enttäuschung der Teilnehmer naturgemäß auch, aber die Hoffnung auf Erfüllung lebt noch. Eignet sich vor allem bei mehrmaliger Anwendung besonders gut, um nachhaltige Frustration zu erzeugen.

Delegation

Logisch, "Das Grundgeschäft der Führung ist die Entscheidung", das hat schon Luhmann gewusst. Sie haben sich für die Veranstaltung entschieden, Ressourcen gibt es genug, und Sie werden bei der Konferenz auch vorbeischauen. Aber für den Rest haben Sie wirklich kompetente Mitarbeiter. Mit dem Kleinkram braucht man Ihnen gar nicht kommen. Ihre Leute wissen schon was Sie wollen, schließlich haben Sie es Ihnen oft genug gesagt. Falls es dann vor Ort doch anders läuft als Sie sich das gedacht haben, können Sie noch immer eingreifen und mit aller Deutlichkeit sagen, wo es lang geht.

In aller Klarheit

Eine Konferenz ist eine wunderbare Sache, da kann man endlich einmal befreit über wichtige Dinge sprechen. Leider wird das von den Mitarbeitern bei Veranstaltungen immer wieder missverstanden. Da ist es am besten gleich korrigierend einzugreifen und für Disziplin zu sorgen, damit die Dinge nicht aus dem Ruder laufen. Es kann schließlich nur der Transparenz dienen, wenn Sie den Leuten schon zwischendurch öffentlich Feedback geben, womit Sie einverstanden sind und womit nicht. Bestimmte Aussagen können Sie einfach nicht dulden. Zeigen Sie ihren Unmut! Damit stellen Sie sicher, dass allen klar wird, worum es geht.

Die Publikumsfrage

Sie sind sich als Verantwortlicher selbst ziemlich unschlüssig, wie es weitergehen soll. Alle Lösungen klingen gleich gut. Da ist es nützlich, wenn bei einer Großveranstaltung einmal mehr Leute im Raum sind. Jetzt kann das Publikum beweisen, was es drauf hat. Heraus mit den Wissern! Die Mehrheit hat noch immer Recht behalten. Sie werden natürlich mitarbeiten und genauso wie die anderen Ihren Beitrag leisten, aber Sie werden sich hüten, allzu viel Einfluss zu nehmen. Schließlich: wenn die Leute sich für etwas entscheiden, dann müssen sie dafür auch die Verantwortung tragen!

Strahlemann

Richtungsweisende Visionen und die Motivation der Truppe sind heutzutage der zentrale Erfolgsfaktor. Glücklicherweise liegen genau hier Ihre Stärken. Sie wissen, wo die Musik spielt und haben auch die Überzeugungskraft um die Herzen zu gewinnen. Mit kleinlicher Kritik und Besserwisserei bei der Veranstaltung brauchen Sie sich gar nicht abzugeben, Hauptsache, die Richtung stimmt. Querulanten und Nörgler gibt es leider viel zu viele, aber die haben Sie schnell und elegant abserviert. Vor uns liegt die neue Zeit!

Graue Eminenz

Bescheidenheit ist eine Zier. Die Veranstaltung gehört den Leuten und so soll es auch sein. Sie selbst sind dabei gar nicht so wichtig und brauchen sich auch nicht in den Vordergrund zu spielen. Über alles kann und soll geredet werden, da gibt es keine Vorgaben. Es wird zwar nicht viel dabei rauskommen, weil Sie die richtigen Lösungen schon kennen, aber ein kleiner Motivationsschub kann nur gut tun. Sie werden interessiert beobachten, zuhören und sich Ihren Reim drauf machen. Zur gegebenen Zeit werden Sie ihre Mitarbeiter schon informieren, wie Sie sich entschieden haben.

Die letzte Chance

Manchmal lassen sich die Menschen bei einer Veranstaltung partout nicht davon abhalten, gute Arbeit zu leisten, die Dinge voranzubringen und dabei vielleicht auch noch Spaß zu haben. Das ist natürlich eine sehr bedrohliche Situation für Ihre Absicht. Aber als Auftraggeber haben Sie noch ein Trumpfas in der Hand, das Ihnen keiner nehmen kann: das Schlusswort! Mit einer saftigen Kollektivfrustration können Sie das Steuer noch herumreißen. Am besten Sie sagen den Leuten, dass sie sich zwar sehr bemüht hätten, dass aber leider nichts Neues dabei herausgekommen sei. Es wäre klüger gewesen daheim zu bleiben, denn diese mageren Ergebnisse hätten Sie mit ein paar tüchtigen Leuten im kleinen Kreis in wenigen Stunden erreicht. Außerdem glauben Sie nicht daran, dass die Leute offen und ehrlich mit einander umgegangen wären. Sie persönlich hätten zwar einige nette Gespräche geführt, das wäre positiv gewesen, aber erfahrungsgemäß schaue das am Arbeitsplatz dann wieder ganz anders aus. Unterm Strich leider eine große Enttäuschung.

Wenn das auch nichts hilft, haben Sie wirklich eine hartgesottene Truppe. Schicken Sie mir bitte ein Email, ich komme gerne zu einer Besichtigung vorbei.

 

 

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